Kirgistan - Impressionen

Über den Toktokul-See nach Osch 5.-8.9.2014
Nach drei Tagen in Bischkek nähern wir uns dem Süden Kirgistans der wegen der Unruhen 2010 etwas instabil geworden ist. Wir verlassen den eher russisch geprägten Norden und machen uns auf den Weg ins multikulturelle uns eher usbekisch geprägte Ferganatal. Unsere Route führt uns über zwei 3.200 m hoch gelegene Pässe zum Toktogul-See. Hier sitzen wir am Abend bei einem Grillabend gemütlich zusammen und genießen einen Traumblick auf den türkisfarbenen See und die umliegenden Berge. Am nächsten Tag - natürlich schwimmen wir vorher im See, ihr kennt Sepp - arbeiten wir uns über eine spektakuläre Streckenführung in wunderschöner Gebirgslandschaft auf neuer asphaltierter Straße Richtung Osch vor, der südkirgisischen Handelsstadt mit ihren lebhaften farbenfrohen Märkten, fernab allen touristischen Rummels, unserer letzten Station in Kirgistan am Rand des Ferghanatals.
In
Osch besuchen wir den Suleiman-Berg. Er gilt bei den Kirgisen als Heiliger Berg, wurde 2009 als erster kirgisischer Ort in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Danach schlendern wir gemütlich über den lokalen Basar, um voll beladen mit Obst, Gemüse und ofenwarmem Fladenbrot wieder „nach Hause“ zu kommen. Erstmalig hat unser Hotel - wir übernachten mal wieder auf einem Hotelparkplatz, wie so oft auf unserer Reise - einen Außen-Swimmingpool. Herrlich: schwimmen und sonnenbaden. Zu Hause normal, hier Luxus pur, den wir sehr genießen
J
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After 3 days in Bishkek we leave the Russian part of the country. The South is more a cultural mix and has more Uzbek influence. The road to the South leads us over 2 high mountain passes (app. 3200 m) to Lake Toktogul. We enjoyed a wonderful grill party at a campsite overlooking the lake surrounded by mountains. After a morning swim in the turquoise colored lake we are heading further South. The road follows the Naryn river through a gorge and numerous tunnels, the excellent road was constructed by the Russians to have access to the various dams on the way. The last part to Osch follows the Fergana valley, one of the most populated areas in central Asia. In Osch we visit the holy Suleiman-Mountain and stroll through the huge bazaar, a great place to shop for fruits, breadand vegetables. And what a nice surprise; the hotel where we park our campers has a swimming pool - a luxury on this journey - and there we enjoyed our last afternoon in Kirgizstan.
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Bischkek 2.-5.9.2014
Bischkek ist die Hauptstadt und gleichzeitig der politische, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt Kirgisistans. Die Stadt ist aus einer Karawanenstation an der Seidenstraße hervorgegangen. 1825 ließ der usbekische Khan von Kokand hier eine Lehmfestung erbauen, die aber bereits 1862 von russischen Truppen im Zuge der russischen Eroberung Zentralasiens eingenommen und zerstört wurde. 1926 wurde sie Hauptstadt der neu gebildeten ASSR Kirgisien. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Kirgisistan im Jahre 1991 unabhängig, als Kirgisische Republik. Heute hat Bischkek ca. 1,2 Millionen Einwohner, liegt 800 m hoch am nördlichen Rand des bis zu 4.875 m hohen Kirgisischen Gebirges, eines westlichen Teiles des Tianshan-Gebirges, welches der Stadt eine imposante Kulisse gibt. Nordwestlich der Stadt zieht sich eine gewellte Steppenlandschaft bis ins nahe Kasachstan.
Wir besichtigen die Stadt mit vielen Parkanlagen - Bischkek ist eine sehr grüne Stadt! - und genießen das bunte Treiben im Osch-Basar, dem lebendigsten Frischebasar im ganzen Land. Und dann haben wir noch den ersten Werkstatt-Termin nach 20.000 km Reise. Alle Glühkerzen werden ausgetauscht - endlich keine Fehleranzeige mehr! - und Sepp meint zu Recht: Das hätte zu Hause das Dreifache gekostet.
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Bishkek is the capital and the largest city of the Kyrgyz Republic. Bishkek is also the administrative centre of Chuy Province which surrounds the city. Founded in 1825 as a Khokand
fortress of "Pishpek" to control local caravan routes and to get tribute from Kyrgyz tribes. The fortress was destroyed by Russian forces in 1860, with approval of the Kyrgyz. In 1868 a Russian settlement was founded on the fortress's spot, adopting its original name - Pishpek.
Bishkek is situated at about 800 meters (2,600 ft) altitude just off the northern fringe of the
Kyrgyz Ala-Too range, an extension of the Tian Shan mountain range, which rises up to 4,855 meters (15,928 ft) and provides a spectacular backdrop to the city. North of the city, a fertile and gently undulating steppe extends far north into neighboring Kazakhstan.
Bishkek is a city of wide boulevards and marble-faced public buildings, with most streets flanked on both sides by narrow irrigation channels that water the innumerable trees which provide shade in the hot summers. Visiting the Osh Bazaar, the biggest bazaar in Kirgizstan allows us fill our refrigerator with fresh fruits and vegetables. We also enjoyed our first repair shop visit after 20 000km, replacing the glow plugs in our vehicle, at home we would have paid three times more and …. for the first time after 2 months no more alarm signal on our car computer !
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Über den Dolon Pass zum Issikul See 28.8. -2.9.2014
Nachts wunderschöner Sternenhimmel in Tasch Rabat auf 3.200 m, morgens beim Aufwachen: 0°C. Wir verlassen unser kirgisisches Traumtal und fahren weiter Richtung Norden. Die Straßen sind zu 10% chinesisch = in TOP-Zustand und zu 90% mongolisch = grottenschlecht mit wenig oder gar keinem Asphalt, Schlaglöchern und Bodenwellen, so auch der 3.030 m hohe Dolon Pass - eine echte Herausforderung für unsere WoMos!
Nach zwei Tagen und Nächten in der bergigen Grenzregion zwischen China und Kirgistan erreichen wir den Stolz der Kirgisen: den
Issikul See. Nach dem südamerikanischen Titicacasee ist der im Tianshan-Gebirge liegende See mit 6.236 km² Fläche der zweitgrößte Gebirgssee der Erde. Er ist 182 km lang, 60 km breit, bis 668 m tief und liegt 1.609 m über dem Meeresspiegel. Man nennt den See auch das „Herz des Tianshan“. Er verzaubert uns mit seinem tiefblauen und warmen Wasser, in dem sich die schneebedeckten Ausläufer des Tien Shan spiegeln.
Am See zu unserer Freude: endlich wieder ein funktionierendes Internet und wir dürfen auch unsere Funkgeräte, die in China in einer verschlossenen Kiste liegen mussten, wieder verwenden. Google war dauerhaft gesperrt, gegen Ende China auch Bing und unsere Webseite. Und dann noch eine weitere Freude speziell für Sepp: Er entdeckt am See eine Tauchgruppe, die übers Wochenende 600 km aus Kasachstan angereist ist, um am Issikul See zu tauchen. Da gibt es kein Halten: 2 Stunden später ist Sepp mit den Tauchern unter Wasser - beste Sicht, warmes blaues Wasser nur kaum Fische.
Alle sind gerade etwas fahr-, reise-, gruppen- und entdeckungsmüde. Deshalb genießen wir die drei “Urlaubstage” in dieser herrlichen Landschaft ganz besonders, eine kleine Auszeit nach 20.000 km Fahrstrecke.

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 At night we had a beautiful sky in Tash Rabat on old caravan station at 3200m, but in the morning 0°C. On the way further North, we enjoyed 10% good roads built by the Chinese and 90% Mongolian roads = terrible potholes and bad gravel. The worst pass we ever drove is the Dolon Pass (only 3030m), but steep slopes, huge potholes and bad gravel, we needed our low range gear to drive safely over the pass. After 2 nights in the mountains we finally arrive at Lake Issyk Kul, the second biggest mountain lake after Lake Titicaca. It is 110 miles long and 40 miles wide, with a maximum depth of 668m and an altitude of 1640m it is called the heart of the Tien Shan Mountains. Another big surprise - the mobile internet works excellent in contrary to the superstitious Chinese system and we can use our PMR radios again. The Chinese blocked even our website at the end of the trip - incredible. The next positive surprise, next to our camp on the lake I found a scuba diver group from Kazakhstan which immediately invited me to join them. Blue, warm water with a visibility of more than 50 feet makes the dive a beautiful memory thanks to Dmitriy, the PADI diving instructor who organized to fill my tank. This is the most beautiful place since Lake Baikal and we enjoy 3 days “holiday” on the shore of this lake after 20 000 km on the road.

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Tasch Rabat - Karawanserei aus dem 10. Jahrhundert

Grenzübertritt Kirgistan,       Chatyr-Köl-See und Tasch Rabat 26.-28.8.2014
6 Wochen und 10.000 km China liegen hinter uns! Wir verlassen heute das anstrengende, aber stabile China und reisen in die labile mittelasiatische GUS. Auf dem Weg zum 3.700 m hoch gelegenen Tourugat-Pass haben wir insgesamt 4 (!) chinesische Grenzkontrollen, alles in allem dauert die Abfertigung insgesamt 6 Stunden. Dann gibt es noch 2 Grenzkontrollen in Kirgistan, beide blitzschnell - wir Deutschen brauchen noch nicht einmal ein Visum, nur schnell einen Stempel im Pass - und schon sind wir am 3.545 m hoch gelegenen Chatyr-Köl-See, auf gleicher Höhe wie das Jungfrau-Joch, umringt von 5-Tausender Bergen! Immerhin 25 Grad kälter als in Kaschgar! Wir sind im höchsten, kältesten und am dünnsten besiedelten Teil Kirgistans und genießen die frische Bergluft, die Stille, keine Zäune, keine uns permanent bestaunenden Chinesen - herrlich! Und dann gibt es ein spontanes Musik-Happening bei Fritz mit dem Glücksgefühl: endgültiger Abschied von China, zurück in der Freiheit, wieder ruhige Stellplätze in freier Natur!
Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Tasch Rabat, fühlen uns zurückversetzt in die Mongolei - nur 2.000 m höher.
Tasch Rabat befindet sich im Tian Shan-Gebirge, den „Himmlischen Bergen“, auf etwa 3.500 m. Schneebedeckte Berge, unendliche Weite, Jurten, wilde Pferde, keine Zäune. Wir stehen direkt neben einer alten Karawanserei aus dem 10. Jahrhundert und unser neuer kirgisischer Tourguide Emil, der uns durch Kirgistan begleiten wird, führt uns zurück in die Zeit, als hier die Kamel-Karawanen Rast machten auf der Seidenstraßen-Route, die bis zu 7.000 km lang war. Sie war Haltepunkt und Schutzort gegen Schneestürme und Banditen für Karawanen und Reisende zwischen Kaschgar in Xinjiang einerseits und dem Issikul-See in Kirgisistan und dem Ferghanatal andererseits. Auch heute noch ist diese Seidenstraßen-Strecke stark frequentiert, jedoch nicht mehr von Kamelen, sondern von chinesischen LKWs, denn China nutzt Kirgistan hauptsächlich als Transitland für chinesische Waren.
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6 weeks and 10 000 km China are lying behind us.
We leave the stressful but stable country with the best roads in Asia. The Chinese are control maniacs; to leave the country via the Torugat Pass (3800m) we had to pass 4 check points with passport and vehicle controls. It takes 6 hours for 100 km to the top of the pass. On the other side of the mountain just the opposite; Kyrgyzstan does not even require a Visa for Europeans. In one hour the whole team had their stamps in their passports and off we go. What a difference; at an altitude of 3550 m we camp on the shore of the beautiful Chatyr-Köl Lake. The air is fresh and cold, no smog, no noise. We celebrate spontaneously a good bye China party till late in the night - free again - no hotel backyards any more….!
The next morning we had a beautiful drive through a wide valley surrounded by snow capped mountains of the Tien-Shan range, it looks like Mongolia just 2000 m higher. Our next stop is Tash Rabat, a 1000 year old caravan station, to protect camel caravans on the silk road against snow storms and bandits.
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Kirgistan
Habt ihr eine Vorstellung von Kirgistan? Ich hatte keine! Ein wunderschönes Land!
Kirgistan hat eine Fläche von ca. 200 000 km², ca. 5 Millionen Einwohner, eine durchschnittliche Höhe von 2.700 m, 70 % des Landes sind Berge. Die Kirgisen (64,9 % der Bevölkerung) werden aufgrund ihrer Sprache den Turkvölkern zugerechnet und bekennen sich heute überwiegend zum sunnitischen Islam. Bis ins 18. Jahrhundert der Schamanismus vorherrschend, auch heute noch gibt es schamanische Elemente. So ehren die Kirgisen all ihre Vorfahren und - so erfahren wir von Emil - müssen mindestens ihre letzten 7 Generationen Vorfahren namentlich kennen. Sie sind traditionell Nomaden und leben - wie die Mongolen - in Großfamilien in Jurten. Heute sind sie eher Halbnomaden, leben im Sommer in Jurten und im Winter in ihren Dörfern. Jede Nomaden-Familie besitzt Pferde - eines pro Familienmitglied - Kühe, Schafe und Esel. Das durchschnittliche Einkommen pro Monat beträgt umgerechnet 300 €. Die Währung: Som (1 € = 69 Som). Ein Liter Diesel kostet in Kirgistan ca. 42 Som.
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Kirgizstan

Have you ever heard of Kirgizstan? Before this trip - No!
It is a beautiful country located in Central Asia!
Kirgizstan has an area of app. 200 000 km², 5 Million inhabitants and an average altitude of 2.700 m, 70 % of the country are mountains. The Kirgiz People (65 % of the population) belong to the Turk people and are mainly Sunnite
Moslems. But till today Shamanic elements can be found. All Kirgiz people honor their ancestors by knowing the names of at least 7 generations - so told by Emil our local guide. Kirgiz are traditionally nomadic people and live in Yurts like the Mongols. Today they are more semi nomads, which means in summer they live in yurts and in winter in their villages. Every nomadic family owns horses - at least one per family member - cows, sheep and donkeys. The average income per month is app. 300 €. The currency is called Som (1 € = 69 Som). One liter Diesel is app. 42 Som. 
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