Irkutsk 16.-18.6.2014
Zwei Tage holpern wir 560 km durch eine üppig grüne Hochebene mit riesig großen bewirtschafteten Felder und Wäldern. Die Straßen: weiterhin eine Herausforderung für das Auto, den Fahrer und wir haben mittlerweile aufgehört, die Baustellen zu zählen...
Wir sind 2 Tage in
Irkutsk, das etwa 70 km entfernt vom südwestlichen Ende des Baikalsees liegt. Vor 100 Jahren galt Irkutsk als das Paris Sibiriens, was heute sicher nicht mehr so wirklich passt - 70 Jahre Sowjetherrschaft sind auch hier nicht spurlos vorübergegangen. Dennoch: die Stadt hat ihre besonderen Reize. Die alten Holzhäuser und steinernen Kaufmannsvillen geben der Stadt ihr eigenes Bild mit europäischem Flair. Wir sind erstaunt: zum ersten Mal in Russland sehen wir fast überall 2-sprachige Schilder, russisch und englisch. Beim abendlichen Spaziergang an der Uferpromenade der Angara fühle ich mich - nicht zum ersten Mal - mit meiner „westlichen Funktionskleidung“ eher deplatziert, die so gar nicht zu all der schicken Kleidung und hochhackigen Schuhen der modisch gekleideten Russinnen passen will.
Wir stehen mit unseren WoMos auf dem Parkplatz eines Hotels in Angara-Ufernähe und haben Riesenglück: die Hotelbar hat 24 Std. geöffnet und so können wir das erste WM Fußballspiel Deutschlands gegen Portugal ab 1 Uhr nachts live miterleben. Ein erstklassiges Spiel unserer deutschen Mannschaft und eine Super-Stimmung bei unserem Public Viewing mitten in der Nacht!
 
--------------------------------------------------------------
We are bouncing for 560 km over green highlands with huge farmlands and forests. The roads are still a stress test for car and driver; we stopped counting the road construction parts...
Finally we reach the most attractive city in Siberia -
Irkutsk - nicely located on the river Angara, just 50 miles downriver from Lake Baikal. The city sees frequently tourists from various Trans-Siberian train tours; typically you stop for several days to enjoy boat trips on the largest lake on the planet. The atmosphere is created by historical wooden buildings and merchant mansions made of stone.  And for the first time in Russia we see bilingual signs showing the tourist attractions not only in Russian but also in English. When strolling on the promenade in the evening we saw more modern dressed ladies in high heels than we saw in downtown Frankfurt.
We camp” in the backyard of Hotel Irkutsk not romantic but centrally located in downtown Irkutsk and ….  
The Hotel bar is open for 24 hours which means we could see the soccer World championship game Germany vs. Portugal live from 1:00 - 3.00 am. A wonderful game of the German team (4:0) and a special atmosphere were a highlight at this “public viewing event” with 14 people.
____________________________________________________

Kansk-Kamenka - 13.-15.6.2014
Nach dem Feiertag in Krasnojarsk geht es für uns durch hügeliges Land, häufig schon auf 400 m Höhe, weiter gen Osten. Wir erreichen Kansk, eine der älteren sibirischen Städte, entstanden im Jahre 1636. Kansk war später ein Verbannungsort, wo auch zur
Katorga verurteilte Personen hingeschickt wurden. Diese Gegebenheit setzte sich bis ins 20. Jahrhundert fort, als Kansk auch als Standort von Gulag-Straflagern diente. Da es uns auf dem LKW-Übernachtungsplatz in der Stadt zu staubig und zu laut ist, fahren wir auf eine Anhöhe in der Nähe von Kansk und genießen bei Lagerfeuer, Stockbrot und herrlichem Wetter einen wunderbaren Weitblick über Kansk und das umliegende Hügelland.
Am nächsten Tag haben wir den bisher besten und bisher schlechtesten russischen Straßenabschnitt - da komme ich beim Fahren ganz schön ins Schwitzen. Wir sind auf dem Weg nach Uk - und dann muss Artem improvisieren: den geplanten Stellplatz bei einem Förster gibt es nicht mehr und Artem findet auf die Schnelle eine wunderschön gelegene Alternative für uns: bei Kamenka, einem abgelegenen sibirischen Dorf, zwischen Felder und Wäldern mit Blick auf die 1.400 m hohen Berge südlich von Kamenka - die ersten Berge, die wir seit Beginn unserer Reise sehen. Und wir sind seit unserem Start vor 4 Wochen in Riga immerhin schon 7.500 km
gefahren.
--------------------------------------
The landscape is now more interesting; the hills are getting higher and higher. In Kansk, “famous” for his prisoner camps we should park overnight on a typical dusty trucker place, but our flexible Russian tour guide arranged an alternative. A beautiful meadow overlooking the town, thanks to our 4-wheel drive vehicles. We had our first camp fire on this trip with a beautiful view over the valley. The next day we enjoyed our first Siberian road construction, which means: go off the highway on a dirt road, follow the dirt road for 15 miles and pray to god that it is not raining, otherwise you will be stuck in the mud. The other difference: Siberian railway crossings; when the bar goes down, 5 seconds later a tank barrier pops up, obviously to prevent any drunken driver to enter the crossing area by any means. When the train has passed the tank barrier goes down, bar goes up and you drive super-slowly in your first gear over the railway tracks, otherwise your axles are broken. So we enjoyed our next night in the wilderness of Eastern Siberia in village called Kamenka; never heard? Doesn’t matter, but the view to the mountains (in the meantime >1000 m) and the sunset was beautiful.
__________________________________________________________

Krasnojarsk - 11.-13.6.2014
Erst kurz vor Krasnojarsk fängt das Mittelgebirge an. Hier beginnt die Taiga, so wie wir sie uns vorstellen: ein riesiges - von Bergen und Hügeln durchzogenes - Waldgebiet, das manchmal durch landwirtschaftliche Nutzflächen durchbrochen wird. Da entlang der Straße die landwirtschaftliche Nutzung seit vielen Jahrzehnten durch massive Waldrodung stattfindet und die Flächen relativ eben sind, konnte man die Taiga bis hierher als solche nicht erkennen.
Jetzt wird es bergig und kurvig und wenn man nicht durch den Mischwald aus vielen sibirischen Birken, Pappeln, Kiefern und Lärchen fährt, säumen riesige Felder den Straßenrand. Der Boden ist dunkel und anscheinend ertragreich. Dörfer sind immer seltener zu sehen.
Wir erreichen
Krasnojarsk, auch das Zentrum von Russland genannt, mit ca. 1 Mio. Einwohnern drittgrößte Stadt Sibiriens nach Nowosibirsk und Omsk. Drei Wahrzeichen der Stadt sind auf dem 10-Rubel-Schein abgebildet: die Kapelle Paraskewa-Pjatniza, die Kommunale Brücke über den Jenissei (wasserreichster Fluss Russlands) und – auf der Rückseite – das Kraftwerk am Krasnojarsker Stausee. Von unserer Stadtführerin erfahren wir - in fließendem Deutsch - dass es in Krasnojarsk im kurzen Sommer (Juni-August) bis zu 37°C heiß wird und im langen Winter bis Minus 40°C kalt wird. Heute ist Russlandtag und Feiertag für alle Russen mit viel Musik und Jahrmarkt und einem riesigen Feuerwerk über der Stadt am Abend - das lassen wir uns nicht entgehen!
-----------------------------------
Krasnoyarsk is the first city in Russia which is surrounded by hills, nicely located on the river Yenissei with a population just above 1 Mio people. We learned from our German speaking tour guide, that the summer lasts only from June - August; the river Yenissei is the most water containing river in Russia and today is National holiday and the whole city celebrates a big party with a nice fire work as final.
_________________________________________________________

Die Beluga Wodka-Fabrik

Novosibirsk - Mariinsk     10-11.6.2014
Nach 5.000 km Flachland mit Wiesen, Birkenwäldern und endloser Weite wird die Strecke heute deutlich abwechslungsreicher
: Ein paar Steigungen, ein paar Kurven, viel Mischwald. Inzwischen ist manches, was uns begegnet, Alltag geworden. Die ausgefahrensten Straßen nehmen wir als „normal“ hin. Der heutige Weg führt uns entlang eines der größten Kohleabbaugebiete Russlands. Wir sind im Vorgebirge des Altai, auf einer Höhe von gut 200 Metern. Die knapp 380 km von Novosibirsk nach Mariinsk spulen wir - bei Sonnenschein und 16°C - routiniert ab. Während der Fahrt pendelt der Höhenmesser zwischen 200-300 m Höhe über dem Meeresspiegel. Mehr Gefälle haben die Flüsse auf ihrem 2.000 km langen Weg bis zum Eismeer nicht. In Mariinsk angekommen, haben wir die einmalige Gelegenheit, mit einem echten russischen Polizisten in lockerer Atmosphäre alle Fragen rund ums Fahren auf russischen Straßen zu klären. Dima übersetzt für uns. Am Abend fährt der Direktor der ansässigen Beluga Wodka-Fabrik zufällig an unserem Stellplatz im Stadtpark vorbei und erlaubt spontan eine Besichtigung der Fabrik. Sehr interessant, unsere 1 ½ stündige Führung am nächsten Morgen. Das Angebot, vom Wodka zu kosten, lehnen wir dankend ab - auf den russischen Straßen gilt generell 0,0 ‰ …
------------------------------------
After 3000 miles of flat land full of swamps and birch trees the landscape slowly changes. We reach the hill country which is the Northern slope of the Altai Mountains. We cross one of the biggest coal mining areas of Russia. Our today’s goal is a small city of Mariinsk the home town of the famous beluga Vodka. Thanks to our local guide we got the directors permit to visit the factory. Unfortunately we have to drive afterwards and the alcohol limit in Russia is zero on the road. In the evening we were visited by a local police officer who tried to answer all our questions concerning traffic, fines and roads. We got all the answer in a very politically correct way.
_____________________________________________________

Omsk - Kargat - Novosibirsk 7.-10.6.2014
In den nächsten beiden Tagen fahren wir insgesamt 640 km auf erstaunlich guten Straßen. Links und rechts der Fahrbahn vereinzelte Feldwege zu den wenigen nahegelegenen Dörfern, sonst endlose Birkenwälder und oft sumpfige Wiesen. Wir kommen - nach einem Zwischenstopp in Kargat mit einem von den Kulturbeauftragten der Stadt gestalteten russischen Abend - entspannt in Novosibirsk an. Auf der Hälfte der Strecke erreichen wir dabei den Scheitelpunkt unserer Russlanddurchquerung. Während wir in Moskau noch 30°C hatten, sinkt jetzt die Temperatur tagsüber auf 12°C.
Novosibirsk („Neues Sibirien“) ist mit ca. 1,7 Mio. Einwohnern nach Moskau und Sankt Petersburg die drittgrößte Stadt Russlands und die größte Stadt Sibiriens. Sie verdankt ihre Gründung dem Bau einer Brücke der Transsibirischen Eisenbahn über den Fluss Ob im Jahre 1893. Mit dem Bau der Eisenbahnbrücke über den Ob begann der Aufstieg von einem kleinen Dorf zur Millionenstadt. Die Stadt hinter dem Ural hat sich in den letzten 50 Jahren zum größten industriellen, wissenschaftlichen und kulturellen Zentrum Westsibiriens entwickelt. Mit unseren WoMos stehen wir im Herzen der Stadt und dennoch ruhig im Hof des Russisch-Deutschen Hauses. Bei unserer Stadtbesichtigung - es regnet bei gerade mal 6°C - besichtigen wir den sehr schönen Bahnhof, der heute täglich 70.000 Passagiere befördert und erfahren im Museum Näheres über die legendäre Transsibirische Eisenbahn, mit 9288 km die längste Bahnstrecke der Welt. Am Abend genießen die Ballett-Willigen – zu denen auch wir zählen – das Ballett Aschenputtel von Prokofjew im Akademischen Opern- und Ballett-Theater, dem wohl bekanntesten Theater Sibiriens. Wir sind begeistert von der modernen Version des Märchens in der Nowosibirsker Fassung!
-------------------------------
Novosibirsk is the third most populous city in Russia after Moscow and St. Petersburg and the most populous city in Asian Russia, with a population of more than 1,5 Mio people. The city is located in the southwestern part of Siberia on the banks of the Ob River. The city is informally known as the "Capital of Siberia".
Novosibirsk, founded in 1893 at the future site of a
Trans-Siberian Railway bridge crossing the great Siberian river of Ob. We camped at the Russian-German House in the heart of the city. Our sightseeing tour started with rain and 6°C to the heart of the town which is the railway station of the Trans-Siberian railway. Here we learned that is the longest railway in the world with 9288 km. in the evening we enjoyed a ballet in the famous opera house - Cinderella from Prokofjew - a nice final in the heart of Siberia before we go further East.
_________________________________________________________

Tyumen - Krutinka - Omsk 5.-7-6.2014
Lastwagenfahrer in Russland - das möchte ich nie werden! Für die heutigen 450 km - unsere bisher längste Tagesfahrstrecke - brauchen wir 9 Stunden. Die Straßen brauchen jede Sekunde unserer Aufmerksamkeit. Fiese Löcher, schlecht einsehbare Bodenwellen, extreme Schlaglöcher, die man oft nicht umfahren kann - unser armes Auto bekommt heftige Schläge. Gegen die russischen Straßen erscheinen die europäischen und amerikanischen geradezu himmlisch. Aber: wir wollten Abenteuer und konnten nicht davon ausgehen, bis nach China auf Highways zu „schweben“. Unsere Belohnung am Abend: ein malerisch schöner Naturplatz! Ohne jegliche Infrastruktur, dafür mit Schwärmen blutgieriger Stechmücken. Wir verkleiden uns mit Moskitohüten und verbringen einen vergnügten Abend am Lagerfeuer.
Die nächste Tagesstrecke nach Omsk: wir fahren durch schlafendes Land (die Übersetzung von Sibirien) entlang nicht enden wollender Birkenwälder, Wiesen und Sümpfe. Es ist Frühling, alles grünt und blüht. Unsere Strecke verläuft parallel zur Grenze Kasachstans, das bei Omsk gerade mal 70 km entfernt ist.
Omsk, siebtgrößte Stadt Russlands mit 1.154.116 Einwohnern, liegt am Zusammenfluss von Irtysch und Om. Die Stadt begrüßt uns mit den schlechtesten Straßen, die wir bisher in einer russischen Großstadt hatten. Und auch ein Nachmittagsspaziergang durch die Stadt kann unseren ersten Eindruck nicht wirklich verbessern. Schlechte Wege, alte verfallene Häuser und Plattenbau-Siedlungen neben neuen Hochhäusern - keine wirklich sehenswerte Stadt. Dafür ist unser Stellplatz umso schöner - nahe eines kleinen Vergnügungsparks am Stadion.
-------------------------------------------
If you need a new job, don’t go for a job as truck driver in Siberia, for the 300 miles we need 9 hours. You can never relax even on a good road - the next second you can be stuck in a big pothole - you have to drive always fully concentrated. The reward in the evening - a beautiful place between birch trees and meadows and …. millions of mosquitos, but with the right equipment no problem; we enjoyed a nice evening on the campfire.
Omsk welcomed us with the worst roads we had so far in a Russian city, but the overnight parking spot is gorgeous, next to the stadium in the middle a park with lots of restaurants nearby. But the city itself is not really worth visiting.
_________________________________________________________

Ein typischer Reisetag auf unserer Asienreise
Wo immer möglich, verzichten unsere Reiseleiter auf das Konvoi fahren. Das heißt, wir fahren tagsüber fast immer allein. Stoppen und Ausruhen, Fotografieren, über den Markt schlendern oder essen, wann und wo immer wir wollen. Ab und zu treffen wir unterwegs ein anderes Fahrzeug und verabreden uns dann auch mal spontan per Funk zu einem gemeinsamen Mittagessen in einer LKW-Raststätte. Vom Team (3 Russen) gibt es für die jeweils nächste Fahrstrecke immer ein kurzes Briefing mit Roadbook und Fahrempfehlungen und den Koordinaten des nächsten Tagesziels. So sind wir in der Regel am Abend wieder zusammen – das macht das Reisen mit dem Wohnmobil so schön. Wir können uns aufgrund der Kontakte unseres Reiseteams und des Gruppenreiseformates oft viel freier bewegen als jeder Einzelreisende. Und wir erfahren viel mehr über Land und Leute, als wir es je alleine könnten, schon allein dadurch, dass wir die Sprachen nicht sprechen. Unsere Stellplätze würden wir nie und nimmer alleine finden. Alles wird bestens für uns organisiert. Mit 19 Fahrzeugen zur Stadtbesichtigung - ein Ding der Unmöglichkeit. Das machen wir in einem großen Reisebus, der uns dann den ganzen Tag zur Verfügung steht. Abends sind wir dann wieder zurück im eigenen Zuhause, das tagsüber von einem Teammitglied bewacht wird. Oft sitzen wir dann noch spontan bei einem Glas Wein zusammen, in kleinen, immer wechselnden Gruppen. Glücklicherweise gibt es keine „Cliquenbildung“. Jeder ist bei jedem willkommen. Unsere Gruppe könnte besser nicht sein! Und: wenn man/Frau keine Lust hat auf Gruppendynamik, zieht man sich einfach zurück ins eigene Nest.
------------------------------------------

A typical day on the road
We don’t drive as a typical caravan; during the day everybody drives on his own.
We choose our stops when we like to stop. Making stopovers on filling stations, roadside restaurants called „KaΦe“. Sometimes we meet another vehicle from our group and then make an appointment via radio for lunch in a typical trucker roadside restaurant. Every evening we have briefing for the next day and receive a Roadbook with the coordinates for the next evening. Because our Russian team is very knowledgeable we learn more about people and area compared to single travelers and we can move more freely then expected. The wonderful overnight places we would never find on our own.
But visiting interesting cities with 19 campers - impossible! Our Russian team always organize a bus with a German speaking local tour guide, which is typical a German speaking high school teacher with an excellent knowledge about history, politics and of course local highlights. In the evening we sit together with a glass of wine and exchange the highlights of the day, the group dynamics so far are excellent, we are really lucky having chosen a wonderful group.
________________________________________________________